NRW-Krankenhausplanung – Nun zeigen sich alle Details des Laumann-Modells

Karl-Josef Laumann hat die Ergebnisse der Krankenhausplanung in Nordrhein-Westfalen vorgestellt. Die rund 330 KrankenhĂ€user stehen vor teils drastischen Einschnitten. FĂŒr einige Eingriffe wird die Zahl der Kliniken um mehr als 60 Prozent reduziert.

Karl-Josef Laumann ist von seiner Krankenhausplanung ĂŒberzeugt.

Auf Patienten in Nordrhein-Westfalen (NRW) kommen im neuen Jahr teils drastische Einschnitte bei bestimmten Behandlungen in KrankenhĂ€usern zu. Das ist das Ergebnis der nun abgeschlossenen neuen Krankenhausplanung im bevölkerungsreichsten Bundesland. Vor allem fĂŒr die lukrativen Knie- und HĂŒftprothesen wird die Zahl der Kliniken, die solche Eingriffe vornehmen wollen, drastisch um 36 bis ĂŒber 60 Prozent reduziert. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) stellte die Ergebnisse am 17. Dezember in DĂŒsseldorf vor.

Auch fĂŒr komplexe Krebsoperationen wie etwa an Speiseröhren, BauchspeicheldrĂŒsen oder Eierstöcken gibt es kĂŒnftig deutlich weniger Klinikstandorte in NRW. Bei Lebereingriffen verkleinert sich die Zahl der behandelnden Kliniken sogar um drei Viertel von 113 auf 29.

Neue Struktur tritt zum 1. April 2025 in Kraft

Mehr als 300 KrankenhĂ€user mit ĂŒber 527 Standorten haben Anfang der Woche ihre endgĂŒltigen Bescheide erhalten, welche Leistungen sie kĂŒnftig anbieten dĂŒrfen. Die neue Struktur tritt zum 1. April 2025 in Kraft. FĂŒr bestimmte Leistungsgruppen etwa in der Kardiologie und der OrthopĂ€die sind Übergangsfristen bis Ende 2025 vorgesehen, damit die Kliniken genug Zeit fĂŒr die Umstellung haben.

NRW-Krankenhausplanung – Acht Kliniken profitieren von den Laumann-Millionen

Der neue Krankenhausplan fĂŒr NRW orientiert sich nicht mehr an der Bettenzahl, sondern am tatsĂ€chlichen Bedarf und klaren QualitĂ€tsvorgaben. Durch Konzentration und Spezialisierung will Laumann sicherstellen, dass Patienten die bestmögliche Versorgung erhalten. Damit solle dem „ruinösen Wettbewerb“ der KrankenhĂ€user um Fallzahlen und Personal entgegengewirkt werden, sagte er. So werde erreicht, dass sich die KrankenhĂ€user „nicht mehr einfach Konkurrenz machen können“. Ein „geordneter Wettbewerb“ sei aber erwĂŒnscht.

Keine Abstriche bei der Notfallversorgung

Gleichzeitig soll eine ortsnahe Notfallversorgung erhalten bleiben. So muss ein Krankenhaus mit internistischer und chirurgischer Versorgung fĂŒr 90 Prozent der Bevölkerung innerhalb von 20 Autominuten erreichbar sein. Intensivmedizin muss flĂ€chendeckend vorgehalten werden.

 

Den neuen Krankenhausplan zu erstellen, war eine enorme Kraftanstrengung fĂŒr alle Beteiligten. 

Laumann erklĂ€rte, es sei „der erste Krankenhausplan bundesweit, der anhand von klaren QualitĂ€tsstandards fĂŒr die verschiedenen Krankenhausleistungen und eindeutigen Erreichbarkeitsvorgaben fĂŒr die Notfallversorgung erstellt wurde“. Der gesamte Prozess von der Entwicklung der Planungssystematik bis zum 17. Dezember habe rund sechs Jahre gedauert, so Laumann, und sei von allen relevanten Akteuren der nordrhein-westfĂ€lischen Krankenhauslandschaft gemeinsam gestaltet worden.

Das zeige, „wie groß die UnterstĂŒtzung fĂŒr diese grundlegende Strukturreform ist“, betonte der Minister. Den neuen Krankenhausplan zu erstellen, sei eine enorme Kraftanstrengung fĂŒr alle Beteiligten gewesen. 

Ergebnisse im Detail

Die Ergebnisse der Krankenhausplanung sind im Detail auf der InternetprĂ€senz des nordrhein-westfĂ€lischen Ministeriums fĂŒr Arbeit, Gesundheit und Soziales einsehbar.

Teilweise minus 74 Prozent

Der neue Krankenhausplan ziele vor allem darauf ab, Doppel- und Mehrfachvorhaltungen in rĂ€umlicher NĂ€he abzubauen, betont Laumanns Ministerium. Das gelte insbesondere fĂŒr die Leistungsgruppen, die gut planbar seien, beispielsweise in der OrthopĂ€die.

  • Beispiel Endoprothetik Knie:
    214 AntrĂ€ge landesweit – 136 Zuweisungen (= minus 36 Prozent)
  • Beispiel Endoprothetik HĂŒfte:
    236 AntrĂ€ge landesweit – 137 Zuweisungen (= minus 42 Prozent)

Betroffen seien zudem Bereiche, in denen eine hochspezialisierte Versorgung und große Expertise nötig seien, beispielsweise in der Onkologie. Hier sei eine Konzentration auf weniger Krankenhausstandorte mit mehr Erfahrung und Expertise dringend erforderlich, um fĂŒr die Patienten die bestmögliche Behandlung anbieten zu können. Daher seien nicht allen KrankenhĂ€usern, die AntrĂ€ge fĂŒr diese Leistungsbereiche gestellt haben, die entsprechenden Leistungsgruppen zugewiesen worden.

  • Beispiel Behandlung von Leberkrebs:
    113 AntrĂ€ge landesweit – 29 Zuweisungen (= minus 74 Prozent)
  • Beispiel Behandlung von Speiseröhrenkrebs:
    71 AntrĂ€ge landesweit – 26 Zuweisungen (= minus 63 Prozent)

Gleichzeitig gebe es Bereiche, die stark notfallrelevant seien, bei denen eine Konzentration nicht oder nur eingeschrĂ€nkt möglich sei – zum Beispiel kardiologische Angebote.

  • Beispiel Interventionelle Kardiologie:
    165 AntrĂ€ge landesweit – 141 Zuweisungen (= minus 15 Prozent)

Lob von oder Krankenhausgesellschaft

„Die nordrhein-westfĂ€lischen KrankenhĂ€user stehen nun vor einer Phase, in der vielerorts deutliche und teils auch schmerzhafte VerĂ€nderungen umgesetzt werden mĂŒssen“, sagte Sascha Klein, Vize-PrĂ€sident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW): „Wir sind zum Wandel bereit.“ Es werde nun drauf ankommen, „dass in diesem Prozess der Anspruch an ein lernendes System auch mit Leben gefĂŒllt wird“. Wenn die VerĂ€nderungen ein Krankenhaus unbeabsichtigt in eine wirtschaftliche Schieflage bringen, werde es flexible Antworten erfordern, so Klein. 

Der Bedarf in den Regionen muss Maßstab fĂŒr die Planung sein. 

Das sei der Ansatz, der sich von der Krankenhausreform des Bundes unterscheide: „Der Bedarf in den Regionen muss Maßstab fĂŒr die Planung sein“, betonte Klein: „Nicht der von unten weg rasierende Algorithmus vom grĂŒnen Tisch in Berlin, sondern der sorgsame Blick auf den Versorgungsbedarf in den Regionen prĂ€gt diese Planung.“

Klein unterstrich die Bedeutung der vom Land bereitgestellten rund 2,5 Milliarden Euro fĂŒr die Umsetzung der Krankenhausplanung. Es sei ein wichtiges Signal, „dass dieses Budget auch in Zeiten knapper Landeshaushalte unberĂŒhrt bleibt“. Entscheidend sei aber auch, „dass fĂŒr die Transformationskosten, die durch die Schließung von Abteilungen und ganzen Standorten entstehen, eine finanzielle Lösung gefunden wird“. Das könnten die TrĂ€ger nicht aus eigener Kraft tragen.

13 Kliniken in Insolvenzverfahren

In NRW befinden sich nach Angaben Kleins derzeit 13 Kliniken in Insolvenzverfahren. Das habe aber vor allem der fĂŒr die Finanzierung der Betriebskosten zustĂ€ndige Bund zu verantworten, weil er die Inflation nicht berĂŒcksichtige: „Das kann auch eine Landeskrankenhausplanung nicht ausbĂŒgeln.“ Auch Minister Laumann rechnet nicht mit Insolvenzen aufgrund des neuen NRW-Krankenhausplans, wohl aber mit Klagen einzelner Kliniken gegen ihre Feststellungsbescheide.

Die SPD-Opposition forderte ab 2025 jĂ€hrlich zwei Milliarden Euro mehr fĂŒr die KrankenhĂ€user statt der vorgesehenen 350 Millionen. Die Kliniken seien seit Jahren chronisch unterfinanziert. Der Investitionsstau liege in NRW mittlerweile bei rund 17 Milliarden Euro.

Quelle: dpa/MAGS/koj

 

Ein Klinikum soll so zugĂ€nglich sein wie möglich. Diesen Umstand machten sich mehrere Diebe in MĂŒnchen jetzt zu Nutze und entwendeten teure medizinische GerĂ€te aus einem Krankenhaus.

Vermutlich ĂŒber die Notaufnahme verschafften sich zwischen dem 20. und 21 Juli Personen Zugang zum Harlachinger Krankenhaus in MĂŒnchen. Die Unbekannten stahlen dabei medizinische GerĂ€te im Wert von rund 400 000 Euro.

Die Polizei geht nach ersten Erkenntnissen davon aus, dass die TÀter die Klinik durch die Notaufnahme betraten und von dort in die UntersuchungsrÀume weiterzogen. Dort nahmen sie den Angaben zufolge unter anderem endoskopische GerÀte mit.

Wie es ihnen gelang, diese unbemerkt aus dem Krankenhaus zu befördern, war am 24. Juli zunÀchst unklar. Die Polizei ermittelt. 

Quelle: dpa/hnle