Medizinkonzept – Neustrukturierung bei Varisano nicht ohne Personalabbau

Mit einem neuen Medizinkonzept will Varisano aus dem wirtschaftlichen Tief kommen. Neben einer Neustrukturierung der Standorte soll künftig flächendeckend nach Tarifvertrag bezahlt werden. Personalabbau steht ebenfalls auf dem Plan.

Das Klinikum Frankfurt Höchst ist mit 675 Betten das größte Haus im Verbund.

Der Gesundheitsverbund Varisano will auch zukünftig an seinen drei Krankenhausstandorten in Bad Soden, Hofheim und Frankfurt-Höchst festhalten. Dazu hat das Unternehmen in Zusammenarbeit mit einem Wirtschaftsberatungsunternehmen ein Medizinkonzept entwickelt und dies nun den den Gesellschaftern, der Stadt Frankfurt am Main und dem Main-Taunus-Kreis, vorgelegt.

Was ist geplant?

Erste notwendige Schritte sollen umgehend umgesetzt werden, teilt der Verbund mit. Insgesamt sieht das neue Konzept einige Verschiebungen der Schwerpunkte und Zentralsierung vor. Im Krankenhaus Hofheim soll zukünftig der Fokus auf Geriatrie und Psychiatrie liegen. Dazu soll die in Bad Soden angesiedelte Geriatrie komplett nach Hofheim umgesiedelt werden. Durch diesen Schritt wäre dann gleichzeitig die Allgemeine Innere Medizin dort abgedeckt.

Die Klinik für Pneumologie mit ihrer deutlichen onkologischen Ausprägung soll hingegen in das Klinikum Frankfurt Höchst ziehen, da dort bereits eine starke onkologische Ausrichtung herrsche. Weaningzentrum, Schlaflabor und Therapiezentrum für außerklinische Beatmung sollen am Standort Hofheim verbleiben.

Als versorgungsrelevant sieht der Verbund die zweite psychiatrische Klinik, weshalb sie in Frankfurt-Höchst bestehen bleiben soll. Gleiches gilt für die dortige geriatrische Klinik. Die Notaufnahme in Hofheim soll nach dem neuen Konzept geschlossen werden. Die Versorgung von Notfallpatienten ist in den Häusern in Bad Soden und Frankfurt-Höchst vorgesehen. Je nachdem wie sich die Krankenhausreform entwickelt, könnte in Hofheim eine pflegerische Versorgungseinheit mit medizinischer Mitbetreuung (Level 1i) entstehen.

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Das Klinikum Frankfurt Höchst soll sich außerdem zukünftig auf die interventionelle kardiologische Versorgung konzentrieren. Unterstützt wird es dabei von Angeboten in Bad Soden. Und auch komplexe viszeralchirurgische Eingriffe sollen am Standort in Frankfurt-Höchst durchgeführt werden. Allgemeinchirurgische Eingriffe hingegen will der Verbund weiterhin als wesentlichen Teil des Leistungskataloges am Krankenhaus Bad Soden belassen.In Bad Soden soll nach Plänen des Medizinkonzepts auch ein orthopädischer Schwerpunkt mit planbaren Eingriffen herausgebildet werden. Die eher nicht planbaren unfallchirurgischen Fälle soll der Standort Frankfurt-Höchst übernehmen. Dies verhelfe zu einer besseren Planbarkeit im OP-Saal, vor allem in Bad Soden.

Ebenfalls in Bad Soden sollen künftig die Klinik für Augenheilkunde und schwerpunktmäßig die Urologie mit urogynäkologischem Fokus angesiedelt werden. In diesem Zuge will der Verbund die roboterassistierte Chirurgie dort weiter ausbauen. Die gynäkologische Onkologie soll ihren Schwerpunkt in Höchst bekommen, das zugehörige Brustzentrum hingegen an beiden Standorten seine Leistungen anbieten.

Alle übrigen Fachbereiche sollen an den jeweiligen Standorten verbleiben, so beispielsweise auch die Geburtshilfen in Bad Soden und in Frankfurt-Höchst als Perinatalzentrum Level-1.

Der Weg zum Konzept

In den zurückliegenden Wochen waren die unterschiedlichsten Konzept-Varianten erarbeitet und ausführlich diskutiert worden, wie Dr. Bastian Bergerhoff, Stadtkämmerer und Gesellschaftervertreter der Stadt Frankfurt am Main, erläutert: „Klar war: Das Szenario ‚Wir erhalten den Status quo‘ ist keine Option, wenn Varisano unter den veränderten und sich weiter verändernden Rahmenbedingungen wirtschaftlich arbeiten und die Krankenhäuser in unserer Trägerschaft erhalten bleiben sollen.“ 

Das Szenario „Wir erhalten den Status quo“ ist keine Option. 

„Im aktuellen Konzept haben wir bereits einige Eckpunkte berücksichtigt, die sehr wahrscheinlich in die Krankenhausreform einfließen werden. Doch können wir nicht in die Kristallkugel schauen“, ergänzt Varisano-Geschäftsführer Michael Osypka. Er gehe davon aus, dass nach dem endgültigen Beschluss der Reform noch einmal nachjustiert werden müsse.

Nicht ohne Personalabbau, aber mit Tarifvertrag

Nicht nur von der Neustrukturierung verspricht sich Varisano wirtschaftliche Verbesserungen. „Wir werden jeden Stein umdrehen, um zu schauen, wo wir durch Synergien weiter Kosten einsparen können. So haben wir unter anderem die Zusammenlegung einiger aktuell noch standortbezogener Verwaltungsbereiche in dem Konzept adressiert. Auch werden Verbundprozesse weiterhin optimiert“, so Dr. Patrick Frey, ebenfalls Varisano-Geschäftsführer. Das Konzept sieht nach eigenen Angaben auch einen Personalabbau von etwas mehr als zehn Prozent vor. Dazu müsse man einen Großteil der Stellenpläne prüfen und hinterfragen. Davon nicht betroffen sei aber das Pflegepersonal.

Um zukünftig bei der Suche nach Fachkräften wettbewerbsfähig bleiben zu können, strebt der Verbund die Einführung des Tarifvertrags des öffentlichen Dienstes (TVöD) sowie des TV-Ärzte/VKA an. Dieser solle für den Großteil der Beschäftigten in den Kliniken des Main-Taunus-Kreises und der Fachklinik und Seniorenresidenz Main-Taunus gGmbH gelten. In Frankfurt-Höchst ist die Bezahlung nach Tarifvertrag bereits eingeführt. Nach Freigabe des Konzepts will die Geschäftsführung in die

Detailgespräche mit den betreffenden Bereichen, Mitarbeitervertretungen und dem hessischen Gesundheitsministerium gehen.

Quelle: Varisano/gnj