Ende Februar trat der Sachverständigenrat Gesundheit & Pflege mit neuer personeller Zusammensetzung erstmals zusammen. Prof. Dr. Michael Hallek wurde zum Vorsitzenden gewählt. Welches Thema als erstes bearbeitet wird.
Am 28. Februar ist der neu zusammengesetzte Sachverständigenrat Gesundheit & Pflege zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen getreten. Der neue Vorstand ist gewählt und auch die ersten Hausaufgaben gibt es bereits.
Der Vorstand repräsentiert alle drei im Rat vertretenen Disziplinen — Medizin, Pflegewissenschaft und Gesundheitsökonomie. Zum Vorsitzenden wurde Prof. Michael Hallek, Direktor der Klinik für Innere Medizin an der Uniklinik Köln und stellvertretender Direktor des Centrums für Integrierte Onkologie Aachen Bonn Köln Düsseldorf (CIO), gewählt.
Das sind die stellvertretenden Vorsitzenden
- Prof. Melanie Messer (Professorin für Pflegewissenschaft mit dem Schwerpunkt Klinische Pflege über die Lebensspanne an der Universität Trier)
- Prof. Jonas Schreyögg (Wissenschaftlicher Direktor des Hamburg Center for Health Economics (HCHE) an der Universität Hamburg)
Die Agenda
In einem ersten persönlichen Treffen mit Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach ging es vor allem um das Thema „Fachkräfte im Gesundheitswesen“, was auch in einem ersten Gutachten untersucht werden soll. „Auch im Gesundheitswesen sind wir als Gesellschaft damit konfrontiert, dass Fachkräfte fehlen. Deshalb habe ich den Sachverständigenrat gebeten, sich im ersten Gutachten diesem Thema zu widmen. Wir müssen Wege finden, auch die geburtenstarken Jahrgänge gut zu versorgen, wenn sie älter und kränker werden“, sagte Lauterbach.
In dem Gutachten sollen aktuelle Rahmenbedingungen und zukünftigte Handlungsfelder für die Fachkräftesicherung im deutschen Gesundheitswesen, sowohl für die stationäre als auch für die ambulante Versorgung analysiert werden. Dabei sollen die verschiedenen Gesundheitsberufe in den Blick genommen und unter anderem im Hinblick auf konkurrierende Bedürfnisse am Arbeitsmarkt und den demografischen Wandel untersucht werden. „Der Personalmangel in Krankenhäusern, in der Pflege, aber auch in der ambulanten Versorgung wird immer problematischer. Deshalb ist es richtig, dass wir uns als Sachverständigenrat diesem Thema als Erstes stellen“, sagt Hallek. Durch die Verkürzung der Gutachtenperiode hätte der Sachverständigenrat jedoch nur ein Jahr Zeit Antworten auf diese komplexe Fragestellung zu finden. „Das ist für den Sachverständigenrat aber mehr Verpflichtung als Belastung. So können wir notwendige Veränderungsprozesse noch in dieser Legislatur anstoßen.“
Der Vorsitzende
Prof. Hallek hat sich die Krebsforschung auf die Fahne geschrieben. Er ist Internist mit Schwerpunkt internistische Onkologie und molekulare Hämatologie. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte haben das Ziel, durch Grundlagenforschung die molekulare Entstehung der chronischen lympathatischen Leukämie (CLL) zu entschlüsseln sowie zielgerichtete Therapien, welche die Prognose der CLL nachhaltig verbessern, zu entwickeln. 1996 gründete er die Deutsche CLL-Studiengruppe, deren Leiter er auch ist. Die Arbeit der Gruppe besteht darin, die Behandlung mit allen Zentren im deutschsprachigen Raum so abzustimmen und zu vernetzen, dass die neuesten Diagnostik- und Therapieoptionen allen Patienten zur Verfügung gestellt werden können. Seine Forschung im Bereich CLL wurde im Jahr 2017 von der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebsstiftung mit dem Deutschen Krebspreis gewürdigt.
Die Frage, ob man Krebs jemals ganz besiegen kann, beantwortet der Mediziner in einem MDR-Interview im August 2022 eindeutig mit „niemals“. Seine Begründung: „Unsere Programme in unseren Zellen sind so angelegt, dass sie für eine bestimmte Lebenszeit eine Reparatur unserer Zellen gewährleisten. Und wenn wir immer älter werden, was zurzeit der Fall ist, dann wird es am Ende unseres Lebens immer zu irgendwelchen Zellen kommen, die entarten. Aber das Wichtige wird sein, dass wir die vorzeitigen Krebserkrankungen, die vorzeitigen Toten an Krebs, verhindern.“ Er sagt auch, dass das wichtigste Mittel, um die Angst vor Krebs zu bearbeiten, die Aufklärung und das Gespräch sei.
Hallek engagierte sich auch in der Corona-Pandemie. So veröffentlichte er im Januar 2021 mit Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen ein Positionspapier mit einer „no Covid“-Strategie. Ebenso appellierte er mit weiteren Medizinern und Wissenschaftlern in einem offenen Brief an die Politik, dass sie ihrer Verantwortung bei der Pandemiebekämpfung umfassend gerecht werden müsse. „Es ist für uns unverständlich, dass die Verantwortungsträger dieses Landes eine solche Situation zugelassen haben“, so der Vorwurf in dem offenen Brief, den Hallek mit der Virologin Prof. Dr. Melanie Brinkmann federführend verantwortete. Unter seinem Vorsitz entstand zudem die im Oktober 2022 veröffentlichte Stellungnahme „Post-Covid-Syndrom (PCS)“ der Bundesärztekammer (BÄK).
Neben seiner neuen Tätigkeit als Vorsitzender des Sachverständigenrats ist Prof. Hallek seit dem 10. Dezember 2022 auch Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer. Er folgte damit auf Prof. Dr. Dr. Peter C. Scriba, der das Amt mehr als zwanzig Jahre innehatte. „Mit Prof. Hallek erhält der Wissenschaftliche Beirat einen erfahrenen Vorsitzenden, der seine medizinisch-wissenschaftliche Expertise und Praxiserfahrung bereits seit acht Jahren sehr engagiert in die Arbeit des Beirates einbringt“, sagte BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt im Dezember. Zu den Zielen seiner Arbeit im Wissenschaftlichen Beirat erklärte Prof. Hallek, es sei sein Anliegen, „die Bundesärztekammer als interdisziplinäre und sektorenverbindende Vertretung aller Ärztinnen und Ärzte in Deutschland mit Hilfe von evidenzbasierten Positionspapieren zu wichtigen, aktuellen Fragen sprachfähig zu machen und dadurch eine fachlich fundierte Politikberatung zu ermöglichen“.
Quelle: BMG/hgl