Der Chef des Universitätsklinikums Ruppin-Brandenburg wirft das Handtuch – unter anderem wegen „grenzüberschreitender Unterstellungen“ im Rahmen geplanter Schließungen. Jetzt sucht Dr. Gunnar Pietzner neue berufliche Perspektiven.
Die Mitteilung birgt ordentlich Zündstoff: Nach mehr als elf Jahren als Geschäftsführer der Pro Klinik Holding GmbH wird Dr. Gunnar Pietzner das Unternehmen und damit das Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg voraussichtlich Ende September 2024 verlassen. Er wolle neue berufliche Perspektiven verfolgen, heißt es in der Mitteilung.
Aufhorchen lässt allerdings, was Pietzner neben den beruflichen Gründen beeinflusst hat – ein persönlicher Aspekt, wie betont wird. Demnach habe er in den vergangenen Monaten „eine unangemessene Auseinandersetzung über eine schwierige, aber wirtschaftlich notwendige Entscheidung“ erlebt. Dabei habe es „grenzüberschreitende Unterstellungen und Diskreditierungen“ gegeben, „die zu weit in sein privates Leben eingriffen und ihn und seine Familie stark belasteten“.
Uniklinikum Ruppin „In dieser Notlage mussten wir helfen“
Diese Form der Streitkultur halte er für unzumutbar, erklärt Pietzner: „Ihre Folgen für mein privates Umfeld gehen meiner Familie und mir deutlich zu weit.“ Deshalb zieht er nun offenbar die Konsequenzen, denn aufgrund der weiterhin schwierigen Lage, in der sich das Unternehmen befinde „und der nicht auszuschließenden Notwendigkeit von weiteren harten Entscheidungen, wären erneute derartige Grenzüberschreitungen zu erwarten und nicht hinnehmbar“.
Anfang Dezember 2023 hatte die Geschäftsführung der Pro Klinik Holding erklärt, zur Stabilisierung der finanziellen Lage ab Januar zwei Fachabteilungen schließen zu wollen. Große Aufregung und Gegenwehr waren die Folge. Mitte Februar hieß es dann, die Schließung der Klinik für Hals-Nasen-Ohren Heilkunde (HNO) sowie der Klinik für Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie (MKG) würden rückgängig gemacht (kma berichtete).
Landrat kann die Gründe verstehen
Pietzner falle die Entscheidung trotz allem nicht leicht, betont er – wegen der erfolgreichen Bewältigung zahlreicher Herausforderungen in den vergangenen Jahren und eines positiven Arbeitsumfeldes, das von Kollegialität, Vertrauen und Unterstützung geprägt sei, heißt es in der Mitteilung.
Der Landkreis Ostprignitz-Ruppin als Gesellschafter der Pro Klinik Holding bedauere die Entscheidung außerordentlich, heißt es weiter: „Herr Dr. Pietzner hat das Unternehmen erfolgreich durch die Pandemie geführt, er hat sich immer für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingesetzt, die Entwicklung der Hochschule maßgeblich mitgestaltet“, sagt Landrat Ralf Reinhardt: „Ich hätte mir gewünscht, dass er weiterhin die Leitung des Unternehmens innehält, kann aber seine Gründe verstehen.“
In enger Abstimmung mit dem Gesellschafter und dem Aufsichtsrat werde Pietzner in den nächsten Monaten „für einen stabilen und geordneten Übergang an eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger in der Geschäftsführung Sorge tragen“.
Quelle: Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg/koj