Fach- und Rehakliniken befĂŒrchten empfindliche Nachteile durch die Reform der Krankenhausfinanzierung. Ohne VerĂ€nderungen am KHVVG stĂŒnden viele FachkrankenhĂ€user vor dem Aus. kma hat sich in der Branche umgehört.
Besonders bedrohlich sei die Situation fĂŒr FachkrankenhĂ€user, betonen Branchenvertreter. Ihr Vorwurf: WĂŒrde es keine Anpassungen bei der Krankenhausreform geben, mĂŒssten somatische FachkrankenhĂ€user kĂŒnftig neben den fĂŒr sie obligatorischen Leistungsgruppen zusĂ€tzlich âverwandteâ Leistungsgruppen vorhalten. Es geht beispielsweise um Abteilungen fĂŒr innere Medizin, allgemeine Chirurgie oder Intensivmedizin.
Das aber haben bislang die wenigsten von ihnen, heiĂt es aus den Pressestellen der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) und des Bundesverbands Deutscher Privatkliniken (BDPK) auf Anfragen von kma. Eine eigene Intensivmedizin wird nach den vorliegenden ReformplĂ€nen bei 52 von insgesamt 65 Leistungsgruppen am Standort vorausgesetzt, die allgemeine Chirurgie bei 27 Leistungsgruppen. 38 Prozent der somatischen KrankenhĂ€user sind nach Angaben des Verbands FachkrankenhĂ€user.
Strukturanforderungen ĂŒberfordern Kliniken
Die entsprechenden Abteilungen aufzubauen, wĂ€re fĂŒr die HĂ€user in der KĂŒrze der vorgegebenen Zeit weder möglich noch fĂŒr die Versorgung notwendig, kritisiert der BDPK. FĂŒr viele Fachkliniken werde die geplante Verpflichtung ihre Existenz in Frage stellen, warnt die DKG: âEine Vielzahl wĂ€re zur Aufgabe ihres Versorgungsauftrags gezwungenâ.
Die Kombination aus höheren Anforderungen an Fallzahlen und Ausstattung könnte die Mehrheit der deutschen Fachkliniken auch nach Auffassung des Bundesverbands Rehabilitation (BDH), des Spitzenverbands der medizinischen Rehabilitation in Deutschland, nicht aufbringen, heiĂt es auf Anfrage von kma aus der Pressestelle des Verbands.Â
Eine Vielzahl der Fachkliniken wĂ€re zur Aufgabe ihres Versorgungsauftrags gezwungen.Â
Weil FachkrankenhĂ€user auf wenige Krankheitsbilder und Behandlungen spezialisiert sind, hielten sie konsequenterweise nur die Strukturen vor, die fĂŒr das Patientenklientel medizinisch sinnvoll und erforderlich sind: âIhre Konzentration auf ein enges Spektrum an spezialisierten Leistungen geht einher mit einem hohen Spezialisierungsgradâ, argumentiert der BDPK.
Das KHVVG gefĂ€hrde insbesondere die neurologische FrĂŒhrehabilitation, argumentiert der BDH. Die finde in Deutschland hauptsĂ€chlich in Fachkliniken statt, die oft die gesamte Bandbreite des neurologischen Phasenmodells abbilden. Ein GroĂteil dieser Fachkliniken verfĂŒge nicht ĂŒber eine Intensivstation, sondern halte âindikationsspezifische intensivmedizinische Elemente vor, die sich in der Behandlung der Neuro-Phase-B-Patienten bewĂ€hrt haben, aber mit einer Intensivstation eines Allgemeinkrankenhauses nicht vergleichbar sindâ, erklĂ€rt der BDPK.
Ăberdies kooperierten sie mit AkutkrankenhĂ€usern. âDas funktioniert seit Jahrzehnten gutâ, betont der Verband. Stattdessen sollten Schwerbetroffene kĂŒnftig in kleinen Einheiten an AkutkrankenhĂ€usern in der neurologischen FrĂŒhrehabilitation versorgt werden und das mit viel zu wenigen PlĂ€tzenâ, so der BDH.
Forderung nach Anpassungen und Sonderregelungen
Das verschĂ€rfte Prinzip widerspreche auch der Idee der Krankenhausplanung, die medizinische Versorgung in qualifizierten Zentren mit entsprechender Erfahrung und Ausstattung zu bĂŒndeln, moniert der BDH. Dadurch wĂŒrden rund 40 Prozent der Betten in diesem Bereich gefĂ€hrdet. Besonders betroffen wĂ€re nach Analyse der Branchenvertreter etwa die Schlaganfallversorgung. Reha-Zentren mit groĂen, hochspezialisierten Teams wĂŒrden von der Versorgung abgeschnitten. Kleinere Spezialkliniken könnten durch ĂŒberzogene Strukturanforderungen in die AbhĂ€ngigkeit groĂer KrankenhĂ€user geraten.
Etwa ein Drittel der Rehakliniken haben sich nach Branchenangaben auf rehanahe Akutindikationen spezialisiert, wie die Neuro Phase B nach schwerer neurologischer Erkrankung oder Verletzung â etwa Schlaganfall oder SchĂ€del-Hirn-Trauma, die Akutpsychosomatik und die multimodale Schmerztherapie.
Die Bedeutung der Rehakliniken
In einer alternden Gesellschaft steige die Zahl der FĂ€lle trotz Fortschritten in der Akutmedizin. âImmer mehr Menschen ĂŒberleben eine medizinische Katastrophe, erleiden dabei aber oft schwere motorische, kognitive und emotionale BeeintrĂ€chtigungen. Ohne entsprechende RehabilitationsmaĂnahmen droht der Verlust der SelbststĂ€ndigkeit und die AbhĂ€ngigkeit von PflegemaĂnahmenâ.
âViele Rehakliniken befinden sich in lĂ€ndlichen Regionen, jedoch sind nur wenige von ihnen in die ambulante oder stationĂ€re Versorgung der örtlichen Bevölkerung eingebundenâ, so der BDH.
Die Krankenhausgesellschaft fordert eine Anpassung des Gesetzes, damit Fachkliniken die neuen Strukturvorgaben in Kooperation mit umliegenden KrankenhĂ€usern realisieren können. Der BDH möchte den LĂ€ndern die Möglichkeit zugestehen, Ausnahmen von der ErfĂŒllung der geforderten QualitĂ€tskriterien fĂŒr Leistungsgruppen zu erlauben, wenn FachkrankenhĂ€user versorgungsnotwendig sind. Die vom Bund angedachten Ausnahmeregelungen hĂ€lt der Verband bisher fĂŒr nicht ausreichend. Sonderregelungen fĂŒr FachkrankenhĂ€user mĂŒssten dauerhaft im KHVVG verstetigt und deutlich weitergefasst werden.
Die wirtschaftliche Lage ist prekÀr
Um der besonderen Spezialisierung von FachkrankenhĂ€usern Rechnung zu tragen, ist aktuell im KHVVG vorgesehen, die Möglichkeit, QualitĂ€tskriterien in Kooperation mit anderen KrankenhĂ€usern und Leistungserbringern zu erfĂŒllen fĂŒr FachkrankenhĂ€user zu erweitern. Die Krankenhausreform versĂ€ume es, die Sonderstellung der Fachkliniken und deren Beitrag als Spezialversorger angemessen zu berĂŒcksichtigen, kritisiert der Chef der Median Kliniken, dem gröĂten Betreiber von Rehabilitationseinrichtungen in Deutschland, Prof. Dr. Marc Baenkler. Er vermisst eine fundierte Auswirkungsanalyse. âEin Vorhaben von solcher Tragweite mit unumkehrbaren VerĂ€nderungsprozessen ohne grĂŒndliche FolgenabschĂ€tzung anzugehen, erscheint fahrlĂ€ssigâ, sagt er. Er befĂŒrchtet erhebliche VerĂ€nderungen in der Versorgungsstruktur.Â
Ein Vorhaben von solcher Tragweite mit unumkehrbaren VerĂ€nderungsprozessen ohne grĂŒndliche FolgenabschĂ€tzung anzugehen, erscheint fahrlĂ€ssig.Â
Median bietet in Deutschland nach eigenen Angaben rund 18 000 Betten und BehandlungsplĂ€tze in rund 120 Rehabilitationskliniken, Therapiezentren, Ambulanzen und Wiedereingliederungseinrichtungen an. Baenkler rechnet durch die Finanzreform mit zusĂ€tzlichen Herausforderungen bei der Anschlussversorgung. Die Bedeutung der Nachsorge werde steigen: âDas Potenzial einer digital unterstĂŒtzten Nachsorge, die Patienten nach Durchlaufen der ambulanten, akuten und rehabilitativen Versorgung eigenstĂ€ndig zu Hause fortfĂŒhren können, ist enorm.â
DarĂŒber hinaus befĂŒrchtet die Branche Nachteile in der AuĂendarstellung und so ins Hintertreffen zu geraten: âDa durch das Transparenzportal groĂe Unikliniken priorisiert angezeigt werden, könnten sie gegenĂŒber Fachkliniken in einer Auswahlentscheidung vorgezogen werdenâ, sorgt sich der BDH. Die Fokussierung auf die Akutversorgung könne dazu fĂŒhren, dass finanzielle Ressourcen fĂŒr die Rehabilitation fehlen.
Ohnehin sei die wirtschaftliche Lage fĂŒr Fach- und die bundesweit 1089 Rehakliniken (Stand 2022) prekĂ€r, betont die DKG. Als Ursache nennt sie unter anderem gesunkene Fallzahlen und inflationsbedingt stark gestiegene Preise. Die um 13 Prozent gestiegene Kostenbasis der KrankenhĂ€user sei nur knapp zur HĂ€lfte durch Preisanpassungen ausgeglichen worden. Auch die Steigerungen der Landesbasisfallwerte in diesem Jahr und die bessere Refinanzierung von Tarifsteigerungen glichen die Kostensteigerungen nicht aus.
Nachwirkungen der Corona Pandemie
Nach Analyse der Baden-WĂŒrttembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG), geht die schwierige wirtschaftliche Lage der Rehakliniken zu einem erheblichen Teil auf das Konto der Corona-Pandemie. Geringere Auslastungen und enorme Kostensteigerungen fĂŒr Energieversorgung und Nahrungsmittel bedrohten die Existenz vieler Einrichtungen. Die Branche hat sich bis heute noch nicht vom RĂŒckgang der Reha-Aufenthalte wĂ€hrend der Corona-Pandemie erholt. Noch immer liegt die Auslastung teilweise unter 70 Prozent.
Quelle: Sabine RöĂing (Freie Journalistin) 2024. Thieme
Â
Ein Klinikum soll so zugĂ€nglich sein wie möglich. Diesen Umstand machten sich mehrere Diebe in MĂŒnchen jetzt zu Nutze und entwendeten teure medizinische GerĂ€te aus einem Krankenhaus.
Vermutlich ĂŒber die Notaufnahme verschafften sich zwischen dem 20. und 21 Juli Personen Zugang zum Harlachinger Krankenhaus in MĂŒnchen. Die Unbekannten stahlen dabei medizinische GerĂ€te im Wert von rund 400 000 Euro.
Die Polizei geht nach ersten Erkenntnissen davon aus, dass die TÀter die Klinik durch die Notaufnahme betraten und von dort in die UntersuchungsrÀume weiterzogen. Dort nahmen sie den Angaben zufolge unter anderem endoskopische GerÀte mit.
Wie es ihnen gelang, diese unbemerkt aus dem Krankenhaus zu befördern, war am 24. Juli zunĂ€chst unklar. Die Polizei ermittelt.Â
Quelle: dpa/hnle