Bilderbuchkarriere – Helios pragmatische Powerfrau – Geschäftsführerin Carmen Bier

Seit Mai leitet Carmen Bier das Helios Klinikum Berlin-Buch. Die Gesundheitsökonomin hat innerhalb von zehn Jahren eine Bilderbuchkarriere beim privaten Gesundheitsversorger hingelegt: von der Marketingpraktikantin zur Geschäftsführerin.

Die 34-Jährige ist Helios schon lange verbunden: Bereits als Studentin der Volkswirtschaftslehre absolvierte sie ein Marketingpraktikum bei dem Gesundheitsdienstleister.

200 Prozent. In diesen Maßstäben denkt Carmen Bier im Moment. Jetzt, wo sie vorübergehend Geschäftsführerin an zwei Kliniken ist. Im Mai hat die 34-Jährige die Führungsverantwortung für das Helios Klinikum Berlin-Buch übernommen. Seit Januar 2019 lenkt sie die Geschicke des Helios Klinikums Bad Saarow in Brandenburg – und wird das noch so lange fortsetzen, bis ihr Nachfolger im Oktober die Position übernimmt.

Weniger als 100 Prozent im Beruf zu geben, kommt für Carmen Bier nicht in Frage. Als Geschäftsführerin an zwei verschiedenen Standorten wird diese Arbeitseinstellung jedoch auf die Probe gestellt. Es braucht von allem mehr – mehr Teambesprechungen, mehr Terminkoordination und auch mehr Energie. Und doch ist sie nirgendwo voll da. Die Doppelbelastung lächelt sie weg. „Es ist natürlich alles sehr viel. Das ist einfach so, solche Phasen gehören dazu“, sagt sie pragmatisch. Sie könne sich auf ihr Team verlassen, das helfe.

Sie brennt für ihre Arbeit als Klinikgeschäftsführerin. Dabei hat es sie anfangs gar nicht ins Gesundheitswesen gezogen. Zwar kannte sie die Branche – ihre Familie arbeitet im Pflege- und Medizinbereich –, sie selbst hatte diese aber nie gereizt. „Ich mochte den Geruch von Krankenhäusern nicht, dieses Desinfektionsmittel von früher“, erzählt sie und lacht. Wirtschaftsjournalistin wollte sie stattdessen werden und studierte Angewandte Volkswirtschaftslehre an der Berliner Humboldt-Universität. 

Ich muss nicht immer das Rad neu erfinden. 

Durch Zufall entdeckte sie ein Praktikum im Marketingbereich bei Helios, bewarb sich, wurde genommen – und war begeistert von den Schnittstellen, die es in der Gesundheitswirtschaft gibt: Pflege, Medizin, Verpflegung, Veranstaltungen für Patienten. „Eigentlich hat man im Marketing mit allem zu tun, das fand ich faszinierend“, sagt Carmen Bier. Das gefiel ihr so gut, dass sie sich eine Zukunft im Gesundheitswesen vorstellen konnte. Und die kam schnell.

Mit 21 Jahren fing sie nach dem Studium das Traineeprogramm bei Helios an, das wie ein Crashkurs des Klinikgeschäftsführer-Abc war. „Ich habe alles von der Pike auf gelernt, weil man im Traineeprogramm zunächst in allen Bereichen – von der Reinigung bis zum OP – hospitiert. Ich habe sehr schnell viel Fachwissen aufgebaut“, sagt sie.

Vom Trainee-Netzwerk profitiert sie noch heute

Sie schnuppert in die Managementbedingungen von der Rehaklinik bis zum Maximalversorger. An fünf Standorten in Brandenburg, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wird sie mit verschiedenen Standortbedingungen, Herausforderungen, Kulturen konfrontiert. Sie ist dabei, als zwei Kliniken fusionieren. Erlebt die Planung von Neubauprojekten oder hilft tatkräftig beim Umzug eines Krankenhauses vom Alt- in den Neubau mit. Noch heute profitiert Carmen Bier von diesen Erfahrungen. Geblieben ist auch das Netzwerk aus ihrer Traineezeit. „Ich muss nicht immer das Rad neu erfinden. Ich kann mich auch einfach mit anderen Geschäftsführern darüber austauschen, wie sie in vergleichbaren Situationen gehandelt haben“, sagt Carmen Bier.

Eins der Projekte, das Carmen Bier im Klinikum Bad Saarow angestoßen hat: Ein Kochbuch für onkologische Patientinnen und Patienten.

Auch wenn ihr das Traineeprogramm geholfen hat, sich in die Krankenhauswelt hineinzufinden, direkt im Anschluss fühlte sie sich noch nicht bereit für den Chefinnensessel. „Ich hatte ein Angebot. Aber ich war noch nicht so weit. Man muss ehrlich zu sich selbst sein und darf sich nicht überschätzen“, erzählt sie. Stattdessen übernimmt sie 2015 erst eine Stelle als Assistentin der Geschäftsführung an der Albert-Schweitzer-Klinik Northeim, ein Jahr später wechselt sie als Assistentin ans Helios Klinikum Emil von Behring in Berlin. Sie sammelt so weitere Erfahrungen, gewinnt neue Einblicke und die Gewissheit: „Jetzt kann ich auch selbst ein Haus führen.“

Als Kaufmännische Standortleiterin geht sie nach München Perlach und ist allein für ein 120-Betten-Haus verantwortlich. Die Zeit dort war wertvoll für sie, doch es ist nur eine Zwischenstation. Nach einem Jahr verlässt die Brandenburgerin Süddeutschland und kehrt zurück nach Berlin, fängt bei Vivantes in Neukölln an. Erhält dann aber schon kurze Zeit später von Helios die Anfrage, die Geschäftsführung im Helios Klinikum Bad Saarow zu übernehmen. Lange überlegen muss Carmen Bier nicht, um ihre Zusage zu geben. „Das war immer mein Wunschhaus“, sagt sie über ihren ersten Trainee-Einsatzort.

Zur Person:

Carmen Bier leitet seit Mai 2024 das Helios Klinikum Berlin-Buch, das mehr als 1 000 Betten hat in mehr als 60 Fachabteilungen, Instituten und Zentren. Gleichzeitig bleibt sie weiterhin Geschäftsführerin im Helios Klinikum Bad Saarow, bis im Oktober ihr Nachfolger dort die Leitung übernimmt. Die 34-Jährige ist dem Gesundheitsunternehmen schon lange verbunden: Bereits als Studentin der Volkswirtschaftslehre absolvierte sie ein Marketingpraktikum bei Helios, was ihr Interesse an der Gesundheitswirtschaft begründete.

Nach dem Studium nahm sie von 2013 bis 2015 am Management-Traineeprogramm von Helios teil und lernte dabei verschiedene Standorte des Klinikbetreibers kennen. Als Assistentin der Geschäftsführung vertiefte sie im Anschluss zunächst ihre Kenntnisse in der Leitung von Krankenhäusern an der Helios Albert-Schweitzer-Klinik Northeim von 2015 bis 2016 sowie am Helios Klinikum Emil von Behring von 2016 bis 2017, bevor sie als Kaufmännische Standortleitung an der Helios Klinik München Perlach von November 2017 bis November 2018 erstmals alleinige Führungsverantwortung übernahm. Seit Januar 2019 leitete die gebürtige Templinerin das 629-Betten-Haus in Bad Saarow.

Rückkehr nach Bad Saarow

„Es war so etwas wie ein Heimspiel“, erinnert sich Carmen Bier. Sie kannte das Haus und die Abläufe, mochte die familiäre Atmosphäre. Trotzdem, es gab auch einige Vorurteile. „Was, die Zierliche will uns jetzt leiten? Da gucken wir mal“, zitiert sie die Reaktion eines Chefarztes auf die damals 28-Jährige. Auch in den Medien wurde ihr Alter hervorgehoben. „Die Vorurteile werden schnell ausgeräumt, wenn man zusammenarbeitet“, meint Carmen Bier, die damit gelassen umgeht. Im Klinikalltag selbst spielt ihr Alter schnell keine Rolle mehr. In den gut sechs Jahren, die sie in Bad Saarow tätig ist, hat sie viele Projekte angestoßen. Sie arbeitet gern nach der Devise „Wir machen das jetzt einfach mal“, statt alles allzu lange im Vorfeld durchzudiskutieren.

Es koste zwar auch Nerven und Zeit, manchmal brauche es mehrere Anläufe, am Ende spreche das Ergebnis aber meist für sich. Wie bei den Schiffscontainern, die sie zu Apartments für Mitarbeiter und Pflegeschüler hat umbauen lassen, weil bezahlbarer Wohnraum in Bad Saarow knapp ist. Oder auch das Kochbuch für onkologische Patienten, das mit Rezepten von Zwei-Sterne-Koch Hendrik Otto glänzt. Wenn Carmen Bier das Buch in den Händen hält, strahlt sie zufrieden. Den Aufwand dafür hätten sie und ihr Team aber klar unterschätzt, wie sie lachend zugibt.

Auf die Frage, worauf sie stolz ist, nennt die 34-Jährige trotzdem als erstes Dinge, die nicht unmittelbar mit ihr zu tun haben: bestandene Facharztprüfungen, die Absolventenfeiern der Pflegeschüler. Denn bei Carmen Bier geht es auch darum, dass es „menschelt“ im Krankenhaus. Dass man sich gegenseitig kennt und wertschätzt, sich als Team begreift. Das hat auch geholfen, als im Oktober 2020 der Klinikbetrieb für zwei Wochen von 100 auf Null heruntergefahren werden musste. Es gab einen Corona-Ausbruch. Die Presse berichtete, Krankenhausmitarbeiter wurden teilweise im Ort beschimpft, es herrschte Unsicherheit. Carmen Bier passt das Sicherheitskonzept an, hält Kontakt zu den Mitarbeitern. „Das hat uns sehr gefordert. Aber als Team sind wir gestärkt daraus hervorgegangen. Trotzdem hat es lange gedauert, das Vertrauen der Patienten wieder zurückzugewinnen“, erzählt Bier von der für sie bislang schwersten Herausforderung ihrer Karriere.

Es fällt ihr nicht leicht, Bad Saarow zu verlassen. „Man investiert viel in diesen Job, ist mehr auf der Arbeit als zu Hause. Das ist wie eine zweite Familie“, erklärt sie. Für sie fühle es sich fast wie ein Auszug von zu Hause an. Zugleich freut sie sich auf ihre Zukunft in Berlin-Buch. Auf das Kennenlernen mit den Mitarbeitern dort, die neuen Herausforderungen in dem deutlich größeren Haus und die Zusammenarbeit mit der MSB Medical School Berlin. Als Geschäftsführerin fühlt sie sich angekommen: „Ich erlebe viele tolle Momente mit Patienten, Angehörigen und Mitarbeitern. Die Arbeit erfüllt mich.“ So soll es in Berlin weitergehen.

Professionelle Traineeprogramme:

Frühes Casting aus eigenen Reihen

Damit Krankenhäuser auch durch künftige Krisen gut geführt werden können, braucht es fähige Geschäftsführer. In Traineeprogrammen wird der Fokus daraufgelegt, vielversprechende Talente passgenau für die eigenen Strukturen weiterzubilden. Solche praxisbezogenen Förderprogramme werden immer beliebter – bei Bewerbern und Krankenhäusern.

Führungskraft sein in zwei bis vier Jahren – damit lockt Helios seine Bewerberinnen und Bewerber für das eigene Traineeprogramm. Mit Erfolg. Das Programm zur Förderung von Nachwuchstalenten, das kurz nach Unternehmensgründung vor 20 Jahren ins Leben gerufen wurde, ist gefragt. Ursprünglich mit einer Handvoll Management-Trainees gestartet, arbeiten nun rund 40 Trainees pro Jahrgang bei Helios – die aus rund 400 Bewerbungen dafür ausgesiebt werden. Angesprochen werden Hochschulabsolventen, die sich eine Zukunft in der Klinikgeschäftsführung vorstellen können, vorher aber noch mehr übers Management im Gesundheitswesen erfahren möchten.

Nach Abschluss des zweijährigen Traineeprogramms stehen weiterführende Managementprogramme bereit, um Berufserfahrenen den letzten Schliff zu geben und den Weg in die Klinikgeschäftsführung weiter zu ebnen. Das Ziel von all dem: sicherzustellen, dass kurzfristige und langfristige Führungspositionen bei Helios mit den passenden Kandidaten besetzt werden können. Das zahlt sich für Helios aus. Nach eigener Auskunft sind die strukturierten Entwicklungsprogramme für künftige Führungskräfte sehr erfolgreich und nachhaltig für das Unternehmen: Ein Großteil, rund 70 Prozent, der aktuellen Klinikgeschäftsführer stamme aus den eigenen Entwicklungsprogrammen.

Steigender Bedarf in Krankenhäusern

Nicht nur immer mehr private Krankenhausträger setzen mittlerweile auf die konzerneigene Förderung von Nachwuchskräften. Auch einige Klinikverbünde haben das Potenzial erkannt und bilden ihre künftigen Führungskräfte weiter und versuchen auf diese Weise, diese an die eigenen Standorte zu binden. Aber was ist mit kleineren oder mittelgroßen Häusern, die solch ein Traineeprogramm nicht selbst leisten können? Der gemeinnützige Verein Berufsbildungswerk Deutscher Krankenhäuser (BBDK) hat sich seit 40 Jahren dem Ziel verschrieben, Führungsnachwuchs zu fördern. Mit der Ökonomisierung des Gesundheitswesens zu jener Zeit erkannte die Gründungsgruppe aus konfessionellen Krankenhäusern: Der steigende Bedarf an qualifizierten Fachkräften ist über den Arbeitsmarkt nicht in ausreichendem Maß zu decken und es bedarf einer Professionalisierung der Leitungstätigkeiten in Krankenhäusern. Das war der Start des Traineeprogramms, für das Konzepte aus der Industrie als Vorbild dienten.

Mehr als 500 Absolventen gab es seitdem. 118 Mitgliedshäuser – freigemeinnützige wie kommunale – nutzen die Möglichkeit, über den BBDK eigene Führungskräfte aufzubauen. Das sind so viele wie nie. BBDK-Geschäftsführerin Hannah Zenses führt dies auf den wachsenden Druck im Gesundheitswesen zurück. Seit zehn Jahren treten zudem vermehrt große Krankenhäuser wie die Uniklinik RWTH Aachen, das Universitätsklinikum Mannheim, das Städtische Klinikum Karlsruhe oder die SLK-Kliniken Heilbronn dem Verein bei. Viele der Häuser sitzen in Nordrhein-Westfalen. Doch Anfragen aus anderen Bundesländern nehmen zu. Aus den Mitgliedshäusern gebe es jedoch Rückmeldungen, dass der Trainee-Auswahlprozess sich zunehmend schwieriger gestalte. Die Quantität und Qualität der Bewerbungen nehme ab, erklärt Hannah Zenses. Die ausgewählten Trainees zeichneten sich allerdings durch hohe Qualifikationen wie Masterabschlüsse aus.

Quelle: Aileen Hohnstein (Freie Journalistin) 2024. Thieme 28.08.2024

 

Ein Klinikum soll so zugänglich sein wie möglich. Diesen Umstand machten sich mehrere Diebe in München jetzt zu Nutze und entwendeten teure medizinische Geräte aus einem Krankenhaus.

Vermutlich über die Notaufnahme verschafften sich zwischen dem 20. und 21 Juli Personen Zugang zum Harlachinger Krankenhaus in München. Die Unbekannten stahlen dabei medizinische Geräte im Wert von rund 400 000 Euro.

Die Polizei geht nach ersten Erkenntnissen davon aus, dass die Täter die Klinik durch die Notaufnahme betraten und von dort in die Untersuchungsräume weiterzogen. Dort nahmen sie den Angaben zufolge unter anderem endoskopische Geräte mit.

Wie es ihnen gelang, diese unbemerkt aus dem Krankenhaus zu befördern, war am 24. Juli zunächst unklar. Die Polizei ermittelt. 

Quelle: dpa/hnle