Innovative Arbeitszeitmodelle – Vier-Tage-Woche – Top oder Flop?

Die Vier-Tage-Woche ist ein Weg, den mittlerweile viele Kliniken gehen, um als Arbeitgeber attraktiver zu werden. kma sprach mit einigen GeschĂ€ftsfĂŒhrern ĂŒber ihre Erfahrungen mit einer neuen und flexibleren Dienstplangestaltung.

Immer hĂ€ufiger liest man von ungewöhnlichen Arbeitszeitmodellen in deutschen Kliniken. Allem voran ist die Vier-Tage-Woche ein Modell, das an vielen KrankenhĂ€usern getestet wird. Doch meist versteckt sich hinter dem Modell keine Reduzierung der Arbeitszeit bei gleichem – oder gar steigendem – Lohn, wie dies in den Eisenberg Kliniken in ThĂŒringen verhandelt wurde. In der Regel handelt es sich um eine Arbeitszeitumverteilung, denn die Gesamtarbeitszeit bleibt gleich.

Dennoch geht es bei der Vier-Tage-Woche darum, aus der Masse der Arbeitgeber herauszustechen und den Mitarbeitern „mehr zeitliche FlexibilitĂ€t, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und lĂ€ngere Erholungsphasen“ zu ermöglichen, erklĂ€rt Dr. Julia Hefty, GeschĂ€ftsfĂŒhrerin der Hochtaunus-Kliniken, im GesprĂ€ch mit kma.

Jeder kann, keiner muss

Das Angebot, das seit 1. Januar 2024 fĂŒr die drei Standorte der Hochtaunus-Kliniken in Bad Homburg, Usingen und Königstein, gilt, wird sehr gut angenommen. Es gilt im Übrigen auch fĂŒr die nicht tarifgebundenen Tochtergesellschaften. Im Unterschied zu anderen KrankenhĂ€usern haben die Hochtaunus-Kliniken kein Projekt aus der Vier-Tage-Woche gemacht: Es gilt seit Januar unbefristet fĂŒr alle Mitarbeiter auf freiwilliger Basis – es ist also ein weiteres Add-On in der sowieso schon kleinteiligen Dienstplangestaltung des Klinikverbundes. „Auch wenn Sie die einzige Person auf einer Station sind, die die Vier-Tage-Woche machen möchten, machen wir es möglich“, erklĂ€rt Dr. Hefty das Konzept.

Die Resonanz ist durchweg positiv, bei allen BeschĂ€ftigten: „Wir haben bislang noch keine negativen RĂŒckmeldungen bekommen und wĂŒrden das immer wieder machen“, zieht die GeschĂ€ftsfĂŒhrerin ein Fazit. Kein Wunder. Denn in Hessen können alle BeschĂ€ftigten auch innerhalb einer Frist von drei Monaten zwischen der FĂŒnf- und der Vier-Tage-Woche wechseln.

Modell ist besonders auf Intensivstationen beliebt

„Die Vier-Tage-Woche ist nicht fĂŒr jeden geeignet. Aber diejenigen, die das neue Arbeitszeitmodell in Anspruch nehmen, profitieren davon stark. Etwa ein FĂŒnftel der Pflegenden hat die Vier-Tage-Woche gewĂ€hlt. Sie ist besonders auf unseren Intensivstationen beliebt. Dort ist mehr als die HĂ€lfte des Pflegepersonals in der Vier-Tage-Woche und spiegelt uns zurĂŒck, dass die zusĂ€tzliche Erholungsphase von einem Tag enorm ins Gewicht fĂ€llt“, erklĂ€rt Dr. Hefty.

„Wir merken jetzt schon, dass Mitarbeitende – vor allem in der Pflege, die bisher 80 Prozent gearbeitet haben, weil sie einen zusĂ€tzlichen freien Tag benötigt haben – nun auf 100 Prozent aufgestockt haben“, fĂŒhrt Dr. Hefty die internen positiven Auswirkungen des neuen Dienstplanmodells aus. Aber auch von außen bekommen die Hochtaunus-Kliniken aufgrund der Vier-Tage-Woche Bewerbungen, „auch wenn wir nicht ĂŒberrollt werden“. Bei der Berufsgruppe der Ärzte ist die Vier-Tage-Woche zudem ein tolles Instrument, um ungewollte Überstunden zu vermeiden, berichtet sie.

Dr. Hefty weiß: Je kleiner das Team, desto schwieriger ist die Vier-Tage-Woche im Betriebsalltag umzusetzen. Bei ihnen an den HĂ€usern war die Vier-Tage-Woche fĂŒr die ChefarztsekretĂ€rinnen eine echte Herausforderung. „Wenn alle ChefarztsekretĂ€rinnen nur noch vier Tage in der Woche arbeiten, bleibt das Problem, wer das Sekretariat an Tag fĂŒnf betreut.“ Aber auch dieses vermeintliche Problem konnte schnell mit einer entsprechenden Vertretungsregelung gelöst werden.

Wer hat’s erfunden? Die Bielefelder!

Was in Hessen fĂŒr die ganze Belegschaft Schule gemacht hat, hat seinen eigentlichen Ursprung in Nordrhein-Westfalen. Das Klinikum Bielfeld in kommunaler TrĂ€gerschaft hat sich nach Corona als erstes Krankenhaus in Deutschland auf den Weg gemacht, 2023 die Vier-Tage-Woche einzufĂŒhren – zunĂ€chst auf zwei Stationen.

„Wir haben das Projekt ohne Risikomatrix gestartet und haben mit dem Betriebsrat und der Personalabteilung einen Masterplan zusammengestellt, wie es theoretisch funktionieren kann. Und dann sind wir auf die Stationen und haben Werbung gemacht, in der Hoffnung, dass sich eine Pilotstation findet“, erklĂ€rt Henrik van Gellekom, Pflegedienstleitung fĂŒr die Standorte Klinikum Bielefeld-Mitte und Rosenhöhe und Vater der Idee. Seit mittlerweile ĂŒber einem halben Jahr gibt es die Vier-Tage-Woche in Bielefeld im Regelbetrieb, die zwar mehr Personal benötigt, aber sich insgesamt rechnet. Das Klinikum hatte bereits Ende 2023 – trotz des Fachkraftmangels – 30 Festanstellungen mehr als im Vorjahr.

Eine davon ist Antonia Posniak, die extra aus dem Ruhrgebiet nach Bielefeld gezogen ist, weil sie fĂŒr sich nur Vorteile in dem Dienstzeitmodell sieht. „Neun Stunden am StĂŒck arbeiten, hört sich erst einmal viel an und man schaut mitunter manchmal schon auf die Uhr, je nachdem auch, wie anstrengend der Dienst ist“, gibt sie zu. „Dennoch schĂ€tze ich den Freizeitausgleich, der mir persönlich fĂŒr meinen Alltag und mein Privatleben sehr viel bringt“, ergĂ€nzt die junge Pflegekraft. In die FĂŒnf-Tage-Woche wĂŒrde sie nicht zurĂŒckwechseln wollen. 

Die Vier-Tage-Woche in der Pflege ist ein Gamechanger im Gesundheitswesen, der auch die Patientenversorgung verbessert. 

Van Gellekom ist sich sicher: „Dieses Arbeitszeitmodell ist ein Gamechanger im Gesundheitswesen. Auf der Pilotstation waren alle, fĂŒr die es möglich war, in der Vier-Tage-Woche“, fĂŒhrt der Pflegeexperte aus. Die Pilotphase, die eigentlich bis Ende Dezember 2023 gehen sollte, wurde aufgrund der guten Resonanz bereits frĂŒhzeitig beendet und in den Regelbetrieb ĂŒberfĂŒhrt.

Zudem ist dem Pflegedienstleiter wichtig, mit dem Mythos aufzurĂ€umen, dass das neue Arbeitszeitmodell 20 Prozent mehr Personal benötige. „Es sind in der Tat nur zehn Prozent mehr Personal, das Sie brauchen, da die Überlappungszeiten lĂ€nger sind. Diese zehn Prozent können zu einem großen Teil durch Kollegen intern abgedeckt werden, die eingearbeitet sind und die im alten Arbeitszeitmodell nicht voll gearbeitet haben. Jetzt in der Vier-Tage-Woche arbeiten sie Vollzeit, haben dennoch ihren Tag frei und verdienen auch noch mehr.“ Seit Februar 2024 wurde das Modell auch fĂŒr die Intensivstation am Standort Rosenhöhe ĂŒbernommen und drei weitere Stationen sind mittlerweile auf die Vier-Tage-Woche umgestellt.

Positive Bilanz in NRW

Am Klinikum Stadt Soest gilt fĂŒr die Station der Neurologie (vorne) die Vier-Tage-Woche. Das Modellprojekt bekam ausschließlich positives Feedback und soll jetzt auf alle Pflegebereiche im Klinikum ausgeweitet werden.

Nicht nur in Bielefeld, auch am Klinikum Stadt Soest gibt es seit Sommer 2023 eine Vier-Tage-Woche. Die flexiblere Arbeitszeitgestaltung fĂŒr die Pflege auf der Neurologischen Station ergibt sechs freie Tage mehr im Monat, was bei der Pflege sehr gut ankommt. „Mit diesem Arbeitszeitmodell wird die Anzahl freier Tage pro Monat annĂ€hrend verdoppelt. Eine Vollzeitkraft hat somit oftmals elf bis zwölf Tage im Monat frei“, weiß Jonas Gramen, stellvertretender Stationsleiter in der Neurologie, zu berichten.

Doch nicht nur in der Pflege kommt die Vier-Tage-Woche gut an, auch bei den Patienten, denn fĂŒr sie bleibt ebenfalls mehr Zeit fĂŒr individuelle Zuwendung. „Alle Beteiligten, auch die Patienten, haben sofort den Effekt der neuen Vier-Tage-Woche gespĂŒrt. Mit diesem Modell können wir zudem individuelle WĂŒnsche viel besser bei der Dienstplangestaltung berĂŒcksichtigen. Das sorgt fĂŒr mehr Zufriedenheit im Team, mehr ProfessionalitĂ€t, Ruhe und Gelassenheit“, berichtet Pflegedirektorin Nicole Juschkus.

Es verwundert daher kaum, dass auf der Teststation 30 Prozent weniger Krankheitstage anfielen und keine einzige Überstunde mehr. Ein Aspekt der Vier-Tage-Woche, der sich fĂŒr alle Kliniken rechnet, isofern dadurch weniger ZeitarbeitskrĂ€fte beschĂ€ftigt werden mĂŒssen.

Auch die Angehörigen profitieren

Juschkus fĂŒhrt auch aus, dass sich die Kolleginnen und Kollegen in diesem merkbar stressreduzierteren Arbeitsumfeld deutlich wohler fĂŒhlen. „Von der guten Stimmung im Team, dem mehr an Zeit fĂŒr die einzelnen Patienten sowie der optimierten Organisation profitieren am Ende auch die Angehörigen, fĂŒr die in GesprĂ€chen ebenfalls mehr Zeit bleibt“, komplettiert sie die Erfahrungen der Klinik aus dem vergangenen Jahr. Letztendlich gewinnen alle Parteien. „Auch wenn die tĂ€gliche Arbeitszeit bei dem Modell der Vier-Tage-Woche von sieben auf neun Stunden anwĂ€chst, fĂŒhlen sich diese nicht wie neun Stunden an“, erklĂ€rt Gramen, auf dessen Neurologie das Projekt im vergangenen August gestartet ist.

Ein weiterer positiver Nebeneffekt hat sich zudem eingestellt. Gerade zum Schichtwechsel und in der Mittagszeit ist mehr Personal vor Ort. Dadurch werden Informationen zum Pflegestatus der einzelnen Patienten sehr viel genauer schriftlich dokumentiert, was Zeit bei den Übergaben am Schichtende einspart. „Durch die fast doppelt so starke Personalbesetzung in der Mittagszeit haben wir zudem mehr Zeit, um besser und effektiver planen und interdisziplinĂ€r arbeiten zu können“, fĂŒhrt die Pflegedirektorin weiter aus. Ein weiterer Vorteil des neuen Arbeitszeitmodells sei, dass PflegekrĂ€fte beispielsweise immer an der Ă€rztlichen Visite teilnehmen und sich direkt ein Bild der Patienten auf Station verschaffen können.

Vor- und Nachteile der Vier-Tage-Woche

Positive Aspekte

  • Lange Überlappungszeiten in der Mittagszeit. Da sehen sich beide Dienste 2,5 Stunden auf der Normalstation: Es steht mehr Zeit fĂŒr Ausbildung, gemeinsame Visite, Übergabe am Bett zur VerfĂŒgung. DienstgesprĂ€che können in diese Zeit gelegt werden, planbare Interventionen können in der Überlappungszeit gemacht werden.
  • Dokumentation, Ausbildungs- und Fortbildungsmöglichkeiten werden besser.
  • Aufwendige pflegerische Versorgung in der Überlappungszeit mit zwei Diensten besser handelbar. Dadurch verbessert sich auch die Patientenversorgung.

Negative Aspekte

  • LĂ€ngere Dienstzeiten (9 Stunden, statt bisher 7,5 Stunden), da muss man sich dran gewöhnen.
  • VerĂ€nderung des sozialen Lebens.
  • Auf den ersten Blick scheinbar weniger Urlaubstage (24 statt 30 Tage). Aber es bleiben sechs Wochen Urlaub im Jahr. Da ist Kommunikation wichtig!

Das Modell kam beim Pflegeteam der Neurologischen Klinik so gut an, dass jetzt ermittelt wird, ob die Vier-Tage-Woche in allen Pflegebereichen des Klinikums eingefĂŒhrt werden kann. Juschkus ist sich wohl bewusst, dass nicht alle Mitarbeiter ohne Probleme in ein Neun-Stunden-Modell wechseln können. „Da mĂŒssen eventuell Kinder aus der Kita oder von der Schule abgeholt werden, oder andere familiĂ€re oder private Verpflichtungen stehen dem entgegen. Aber auch dafĂŒr wird es individuelle Lösungen geben, ohne dass ein Team auf die vielen Vorteile der neuen Arbeitszeitgestaltung verzichten muss“, ist sich die Pflegeexpertin sicher.

Gramen und seine Kollegen der Teststation können sich nicht vorstellen, dass man zu den alten Arbeitszeitmodellen zurĂŒckkehrt. „Wir haben jetzt viel mehr Zeit fĂŒr unsere Patienten, unsere Fachlichkeit und fĂŒr uns – so einfach geht das“, erklĂ€rt der Pfleger.

FĂŒrth: Erstes OP-Team in Vier-Tage-Woche

Nicht das erste Krankenhaus in Deutschland, aber das erste Krankenhaus, deren Funktionspersonal seit November 2023 die Wahl hat, liegt in Franken: Am Klinikum FĂŒrth können sich OP- und AnĂ€sthesiepflege entscheiden, ob sie in der Vier- oder FĂŒnf-Tage-Woche arbeiten wollen. Die sechsmonatige Testphase ist jetzt vorbei und das Fazit durchweg positiv, erklĂ€rt Prof. Christoph RaspĂ©, Chefarzt der Klinik fĂŒr AnĂ€sthesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, gegenĂŒber kma. „Wir sind jetzt in der Entfristung und werden die Vier-Tage-Woche weiterhin im OP fortfĂŒhren“, resĂŒmiert der Chefarzt zufrieden.

Die Mitarbeiter hatten die Wahl, ob sie das neue Vier-Tage-Modell ausprobieren wollen oder bei der klassischen FĂŒnf-Tage-Woche bleiben möchten. Bislang nutzen etwa 15 Prozent der PflegekrĂ€fte im OP das neue Arbeitszeitmodell. RaspĂ© legt jedoch Wert darauf, dass die Vier-Tage-Woche alle anderen Arbeitszeitmodelle ergĂ€nzt, wie Teilzeit oder „Kita“-Dienste mit verkĂŒrzten Arbeitszeiten, die in FĂŒrth ebenfalls bereits im Angebot sind.

Vier-Tages-Dienstplanmodelle sprießen in den Kliniken – meist fĂŒr die Pflege – wie Pilze aus dem Boden. „Im Operationssaal ist dieses Modell aber ein absolutes Novum. Wir sind hier in FĂŒrth unserer Recherche nach deutschlandweit die erste Klinik, die dieses Arbeitszeitmodell im OP wagt“, erklĂ€rt der stellvertretende Ärztliche Direktor. Das mutet seltsam an, da dieses Dienstplankonzept gerade fĂŒr den OP prĂ€destiniert sei, sagt er. 

Durch die im Rahmen des neuen Arbeitszeitmodells geplant lĂ€ngeren Arbeitszeiten an vier Tagen pro Woche können wir Belastungsspitzen und damit auch Überstunden reduzieren. 

„Besonders in der werktĂ€glichen Kernarbeitszeit von 7.00 Uhr bis 15:30 Uhr kommt es zu einer extrem hohen Arbeitsbelastung durch geplante OPs, ungeplante lĂ€ngere OP-Zeiten, zusĂ€tzliche NotfĂ€lle und andere dringende Eingriffe“, fĂŒhrt er aus. Ziel war es, diese Spitzen abzufangen. Die Rechnung ging voll auf, die Testphase hat gezeigt: Es gibt sogar einen Triple Win.

„Durch die im Rahmen des neuen Arbeitszeitmodells geplant lĂ€ngeren Arbeitszeiten an vier Tagen pro Woche können wir die Belastungsspitzen und damit auch Überstunden reduzieren, was fĂŒr die Mitarbeiter gut ist. Die AnĂ€sthesie- und OP-Pflege hat mit diesem Modell statt drei freier Tage in zwei Wochen, nun sechs Tage frei. Das Haus per se profitiert ebenfalls davon, weil wir insgesamt lĂ€nger am Tag operieren und damit die Erlöse steigern können. Und auch der Patient ist froh, weil sich die Wartezeiten fĂŒr planbare Eingriffe reduzieren und er am Ende im OP eine Pflegekraft hat, die ausgeruht ist“, weiß RaspĂ© zu berichten.

Ähnlich wie im Klinikum Soest konnte auch in FĂŒrth fesgestellt werden: Durch den geringeren Personalwechsel und bessere Übergaben verbesserte sich zudem die gesamte VersorgungsqualitĂ€t und auch die Patientensicherheit.

Vier-Tage-Woche nicht fĂŒr alle interessant

Doch nicht ĂŒberall wird die Vier-Tage-Woche so positiv angenommen wie in Soest, FĂŒrth, Bielefeld oder Eisenberg. Am Krankenhaus Bethanien Moers ist das Projekt bereits in der Anfangsphase quasi wieder begraben worden. Hier wurde das Angebot von den Mitarbeitenden nur „in sehr geringem Maße“ angenommen. Auch wenn die Möglichkeit per se fĂŒr die Vier-Tage-Woche weiterhin bestehe, seien es „nicht viele Personen, die den Wunsch zu einer Vier-Tage-Woche umsetzen“, erklĂ€rt eine Kliniksprecherin. Diejenigen, die dies wĂŒnschen, gehen direkt auf ihre Vorgesetzten zu und suchen individuell nach einer Lösung, heißt es aus dem Klinikum in der NĂ€he von Duisburg.

Sicherlich ist eine Vier-Tage-Woche nicht fĂŒr alle Mitarbeitenden interessant oder relevant. Vor allem JĂŒngere nehmen das Angebot aber gerne an. Den allgemeinen Denkanstoß in Richtung Flexibilisierung der Arbeitszeit begrĂŒĂŸen BetriebsrĂ€te und auch Pflegekammern.

„Es ist unglaublich wichtig, neue Wege zu gehen und flexiblere Dienstzeitmodelle auszuprobieren – auch um langfristig dem Fachkraftmangel entgegenzuwirken“, ist sich Sandra Postel, PrĂ€sidentin der Pflegekammer Nordrhein-Westfalen, sicher. Auch wenn sie die Vorteile des Modells sieht, gibt Postel zu bedenken, dass der Begriff Vier-Tage-Woche „unlauter“ sei, da es in den wenigsten FĂ€llen ein Zeitgeschenk an die Mitarbeiter ist. Oft werde lediglich eine Umstrukturierung der Arbeitszeit vorgenommen.

Fazit

Die Vier-Tage-Woche kann deutlich positive Effekte sowohl auf die Mitarbeiterzufriedenheit als auch auf die Patientenversorgung haben. Gleichzeitig können sich auch finanzielle Vorteile fĂŒr die Kliniken ergeben. Doch dieses Modell ist nur eine von vielen Möglichkeiten, Arbeitszeiten flexibler und attraktiver zu gestalten. Daneben bieten einige Kliniken in Deutschland noch weitere interessante AnsĂ€tze an.

So hat die Sophienklinik in Hannover ein konkurrenzloses Bonusprogramm eingefĂŒhrt, bei dem die Mitarbeiter 45 Tage Urlaub im Jahr erhalten. Am Klinikum Westfalen hingegen gibt es das Modell „FerienFreiZeit“, in dem 64 freie Tage bei einem geringen Lohnverzicht garantiert werden.

Egal wie es sich im Detail dann gestaltet, eines ist klar: KrankenhĂ€user mĂŒssen auf dem derzeitigen Arbeitnehmer-Markt immer neue Wege beschreiten, um die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu erhöhen und diese an ihr Haus zu binden.

Was es sonst noch gibt: Probate Arbeitszeitmodelle im Einsatz

Die Vier-Tage Woche ist nur eins der vielen Mittel im Kampf um FachkrÀfte.

Die Sophienklinik in Hannover hat ein bislang konkurrenzloses Angebot: Im Rahmen des neuen Klinik-Bonusprogramms bekommen alle Mitarbeiter in der FĂŒnf-Tage-Woche (außer Praktikanten, FSJ-ler, Azubis und Studierende) 45 Tage Urlaub im Jahr: 30 regulĂ€re Urlaubstage und 15 zusĂ€tzliche freie Tage. Refinanziert wird der Mehrurlaub durch die Einsparung bei Ausgaben fĂŒr Zeitarbeit, erklĂ€rt ein Kliniksprecher. Damit will das Krankenhaus nicht nur der bestehenden Belegschaft Entlastung verschaffen, sondern auch neue FachkrĂ€fte anlocken, heißt es von der Krankenhausleitung. Diese Regelung gilt seit dem 1. Januar 2024, zunĂ€chst fĂŒr zwei Jahre.

Am Klinikum Westfalen gibt es sogar 64 freie Tage im Rahmen des Arbeitszeitmodells „FerienFreiZeit“, wenn man im Gegenzug auf 13 Prozent des Lohns verzichtet. Wer es nutzt, bekommt fĂŒr den Lohnverzicht garantiert alle Ferientage in NRW frei – inklusive der BrĂŒckentage. Es werde keine Anrufe und keine Bitten zum Einspringen geben, betont Kliniksprecherin Susanne Janecke. Dieses Modell, das auf Initiative des Pflegedirektors Klaus Böckmann zurĂŒckgeht, ist vor allem als Erleichterung fĂŒr Eltern gedacht. Bislang nutzen 27 Mitarbeitende das Angebot, das zum 1. Januar 2024 an den Start gegangen ist.

„Wir rechnen damit, dass wir im kommenden Jahr durch die positiven Erfahrungen und den entsprechenden zeitlichen Vorlauf noch deutlich mehr Bewerbungen haben werden“, erklĂ€rt Janecke. Bereits jetzt habe sich das Modell im Klinikalltag bestens bewĂ€hrt. Die Dienstplanung klappe super und es gebe auch keine Differenzen, „schließlich möchten viele Mitarbeitende, die keine Kinder haben, gerade nicht in den Ferienzeiten Urlaub nehmen“.

Weniger Stress

Die Resonanz derer, die die FerienFreiZeit nutzen, ist durchweg positiv. Nahezu alle schĂ€tzen die Planungssicherheit und die Zeit mit ihrer Familie. „Ich habe weniger psychischen Stress, weil die Frage, wer wann zuhause bleibt, wegfĂ€llt. Und mein Sohn freut sich und sagt: Wenn ich frei habe, hat Mama auch frei“, erklĂ€rt eine Pflegekraft, die das Angebot in Anspruch nimmt. Eine andere, alleinerziehende Pflegekraft ist sogar allein deshalb ans Klinikum Westfalen gewechselt, eine weitere ĂŒberlegt, ihre Wochenstundenzahl generell aufzustocken.

Nebenbei bietet das Klinikum Westfalen noch weitere attraktive Arbeitszeitmodelle an wie zum Beispiel „1/2 ganzes Jahr“. Mitarbeiter können so ein halbes Jahr lang die HĂ€lfte ihres Gehaltes einsparen (Arbeitsphase) und werden dann das zweite Halbjahr von ihrer TĂ€tigkeit in vollem Umfang freigestellt. In dieser Freizeitphase erhalten sie dann die angesparte HĂ€lfte ihres Gehalts weiter. Das Gleiche gilt fĂŒr das Model „1/4 ganzes Jahr“, bei dem die Mitarbeiter ein Dreivierteljahr lang ein Viertel ihres Gehalts ansparen. Hier werden sie dann drei Monate freigestellt und bekommen weiter die angesparten Teile des Gehalts ausbezahlt.

Quelle: Alexandra Heeser, Freie Journalistin 2024. Thieme

 

Ein Klinikum soll so zugĂ€nglich sein wie möglich. Diesen Umstand machten sich mehrere Diebe in MĂŒnchen jetzt zu Nutze und entwendeten teure medizinische GerĂ€te aus einem Krankenhaus.

Vermutlich ĂŒber die Notaufnahme verschafften sich zwischen dem 20. und 21 Juli Personen Zugang zum Harlachinger Krankenhaus in MĂŒnchen. Die Unbekannten stahlen dabei medizinische GerĂ€te im Wert von rund 400 000 Euro.

Die Polizei geht nach ersten Erkenntnissen davon aus, dass die TÀter die Klinik durch die Notaufnahme betraten und von dort in die UntersuchungsrÀume weiterzogen. Dort nahmen sie den Angaben zufolge unter anderem endoskopische GerÀte mit.

Wie es ihnen gelang, diese unbemerkt aus dem Krankenhaus zu befördern, war am 24. Juli zunÀchst unklar. Die Polizei ermittelt. 

Quelle: dpa/hnle