KI in der Gesundheitswirtschaft – Knappschaft Kliniken gewinnen cdgw-Zukunftspreis

KI trägt dazu bei, Krankheiten früher zu erkennen und individueller zu therapieren. In diesem Jahr spielte das Thema daher beim cdgw-Zukunftspreis eine bedeutende Rolle, der an die Knappschaft Kliniken verliehen wurde.Für Ihr Zentrum für Künstliche Intelligenz, Medizininformatik und Datenwissenschaften (ZKIMED) erhalten die Knappschaft Kliniken den cdgw-Zukunftspreis 2024.

In diesem Jahr standen alle Zeichen beim Club der Gesundheitswirtschaft (cdgw) auf KI. Das Motto des Wettbewerbs 2024, den der cdgw in diesem Jahr zum 17. Mal auslobte, lautete: „KI – Künstliche Intelligenz in der Gesundheitswirtschaft“. Dabei ging es darum zu schauen, wie Kliniken beim Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) aufgestellt und welche Methoden und Tools der KI künftig geplant sind. So viel vorweg: Der Preis ging in diesem Jahr an den Verbund der Knappschaft Kliniken.

Bei der Preisverleihung im Spreespeicher am Vorabend der Eröffnung des Hauptstadtkongresses wurde den etwa 100 Anwesenden schnell deutlich, warum der Verbund der Knappschaft Kliniken als klarer Sieger hervorging. Das iPad statt Stift und Papier ist bei den Knappschaft Kliniken seit vielen Jahren für jeden Arzt und jede Pflegekraft Standard. Bereits im Jahr 2022 ging das Unternehmen einen Schritt weiter und gründete das Zentrum Intelligenz, Medizininformatik und Datenwissenschaft, kurz ZKIMED.

„Das ZKIMED nutzt die vorhandenen medizinischen Daten des Verbundes, um eigene KI-Lösungen zu entwickeln. Ich bin stolz, dass wir nach knapp zwei Jahren bereits als Vorreiter für die digitale Transformation im deutschen Gesundheitswesen wahrgenommen werden. Ich fühle mich sehr geehrt über diesen Preis“, erklärte Andreas Schlüter, Erster Hauptgeschäftsführer der Knappschaft Kliniken, der das Zentrum initiierte und den Preis in Empfang nahm. „Wir als Teil des Verbundsystems der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See sehen uns da in einer klaren Verantwortung, Künstliche Intelligenz in einen konkreten Patientennutzen zu übersetzen.“ 

Der Verbund der Knappschaft Kliniken hat sich dabei in drei der vier Hauptkategorien – und auch insgesamt – mit der höchsten Gesamtpunktzahl und mit deutlichem Vorsprung auf Platz 1 positioniert. 

Der Verbund profitiert zudem von der Vernetzung und bringt die KI-Experten vom ZKIMED, Mediziner vom Zentrum für perioperative Präzisionsmedizin (ZPM) sowie die Fachexperten der IT zusammen. So schafft er es, an vielen Stellen mit KI-Unterstützung die medizinische Versorgung der Patienten durch präzise Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten zu verbessern und das Fachpersonal zu entlasten.

„Diese Auszeichnung würdigt die herausragenden Leistungen und innovativen Ansätze des Verbundes der Knappschaft Kliniken, speziell des ZKIMED, das am Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum angesiedelt ist“, erläutert Peter Herrmann, Sprecher des cdgw-Präsidiums, auf der Gala die Entscheidung für das Siegerprojekt. „Der Verbund der Knappschaft Kliniken hat sich dabei in drei der vier Hauptkategorien – und auch insgesamt – mit der höchsten Gesamtpunktzahl und mit deutlichem Vorsprung auf Platz 1 positioniert“, führte Herrmann weiter aus. Er lobte zudem, dass der Verbund schon seit über zehn Jahren eine Strategie zur Erfassung und Nutzung von Daten hat und das Thema KI mit einer eigenen Organisationseinheit vorantreibt. Der Verbund der Knappschaft Kliniken gehöre zudem zu den ersten, die in Deutschland den Patienten umfassend digital abbilden können und habe damit – und mit dem Bewerbungsschreiben, in dem er die konsequente Ausrichtung auf KI beschrieben hat – die Jury überzeugt.

Leuchtturmprojekt ZKIMED

Das Zentrum für Künstliche Intelligenz, Medizininformatik und Datenwissenschaften (ZKIMED) wurde im August 2022 am Universitätsklinikum Knappschaftskliniken Bochum als erste Abteilung dieser Art in Deutschland gegründet, um die digitale Transformation der Knappschaft Kliniken voranzubringen und die Zukunft der datengetriebenen, personalisierten Medizin proaktiv hin zu einer neuen Exzellenz mitzugestalten. Es hat sich seither rasant entwickelt.

Mittlerweile erforscht ein Team aus 13 transdisziplinären Mitarbeitenden dort Themen wie KI und entwickelt clevere Algorithmen, um Behandlungserfolge oder die Überlebensrate verlässlich vorhersagen zu können. „Wir sind bereits einen Schritt weiter und haben vor wenigen Wochen das Zentrum für perioperative Präzisionsmedizin gegründet“, erklärt Andreas Schlüter. Bei der Individualmedizin geht es darum, die Gesundheitsversorgung grundlegend zu verändern. Durch die Integration von KI und umfangreiche medizinische Daten sollen präzise Vorhersagen getroffen und maßgeschneiderte Behandlungspläne erstellt werden.

Das ZKIMED plant, seine Kapazitäten weiter auszubauen und neue Projekte zu initiieren, um die Anwendung von KI in der Medizin weiter zu fördern.

Forschung für die Spitzenmedizin

„Das ZKIMED befasst sich mit einem breiten Spektrum, welches KI-Potentiale untersucht und entwickelt, z. B. Projekte rund um das Themenfeld Sportanalytik und Ernährung, KI-gestützte Verbesserung von Laborprofilen und das überregional bekannte Projekt SepsisDataNet.NRW“, erläutert Prof. Hartmuth Nowak, Leiter des ZKIMED. „Dies macht deutlich, wie KI zur Verbesserung der Patientenversorgung und zur Entwicklung neuer Behandlungsmethoden nachhaltig genutzt werden kann“, ergänzt Prof. Holger Holthusen, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Knappschaftskrankenhaus Bochum. Prof. Michael Adamzik, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Universitätsklinikum unterstreicht: „Durch die Analyse von Sepsis-Daten können wir neue Muster und Behandlungsmöglichkeiten identifizieren, die die Überlebenschancen unserer Patienten erheblich verbessern.“

Der Erfolg von KI hängt aber immer von der Qualität der Daten, der Integration in bestehende Prozesse sowie der Akzeptanz durch das medizinische und pflegerische Personal ab. Hierfür setzt der Verbund auf Schulungsprogramme und offene Kommunikation. Zudem werden Mitarbeitende aktiv in den Transformationsprozess einbezogen und es wird erklärt, dass KI unterstützend und nicht ersetzend wirkt. Die Menschen verstehen das – soweit die Erfahrungen der Knappschaft Kliniken – anhand von einfachen Beispielen sehr schnell, erkennen die Erleichterung und unterstützen die Transformation.

Für den Verbund liegt neben der Verbesserung der Patientenversorgung aber auch die Effizienz im Gesundheitswesen im Fokus. „Wir sind davon überzeugt, dass KI essenziell für die Zukunftsfähigkeit des deutschen Gesundheitswesens ist und der Mensch mit dem Werkzeug KI immer zu besseren Resultaten kommt als ohne“, erklärt Schlüter und räumt ein, dass ein Effizienzschub durch KI auch ein motivierender Faktor für die Bestrebungen war. 

KI steht nicht im Wettbewerb zum Menschen, sondern KI ist ein Werkzeug. 

KI-Trendreport

120 Kliniken machten bei der Umfrage „KI-Trendreport Krankenhaus 2024“ mit. Klinikverbünde sowie Universitätsklinika in öffentlicher Trägerschaft hatten die Nase vorn. Dennoch waren Kliniken aus allen Versorgungsstufen vertreten. Die vier Hauptkategorien, die untersucht wurden, waren:

  • Diagnostik
  • Therapie & Intervention
  • Monitoring & Pflege
  • Health Information Management.

Bei den Trendthemen in der Diagnostik hatte nicht überraschend die Radiologie die Nase vorn. Der Umsetzungsstatus von unterschiedlichen Fachbereichen hinsichtlich statischer Bilderkennung und Markierung sowie Bewegtbilderkennung mit Hilfe von KI war in der Radiologie fast durchgängig (bei 93 Prozent der teilnehmenden Kliniken) bereits umgesetzt. Ein Trend ist auszumachen: In der Pathologie gaben 40 Prozent der Teilnehmenden an, sich kurzfristig mit dem Einsatz von KI beschäftigen zu wollen.

Angetrieben durch das KHZG stehen die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) und der Austausch von Daten mit Dritten an erster Stelle im Bereich Health-Information Management. Ebenfalls wenig überraschend ist, dass der Einfluss des KHZG auch in den Themenbereichen „Therapie & Intervention“ sowie im Bereich „Monitoring & Pflege“ deutlich erkennbar ist. Im Bereich Spracherkennung und Steuerung beim Arztbrief und auch bei der Pflege-Dokumentation sind alle Teilnehmenden am Start oder planen diese kurz- bzw. mittelfristig umzusetzen.

Das Thema Virtual und Mixed Reality haben vorwiegend die Unikliniken auf ihrer To-Do-Liste. Chatbots scheinen bei allen teilnehmenden Kliniken spannend zu sein und auf der Agenda zu stehen.

cdgw Zukunftspreis mit Hilfe des KI-Trendreports ermittelt

Zusammen mit dem Berliner KI-Spezialisten Condat haben der cdgw und der Thieme Verlag in diesem Jahr für die Ermittlung des Gewinners des Zukunftspreises ein Erhebungsinstrument herangezogen, das extra für den Wettbewerb in enger Abstimmung mit Experten aus der Krankenhausszene entwickelt wurde: den KI-Trendreport. Er dient als Tool zur Evaluation des Umsetzungs- und Planungsstandes beim Einsatz von KI.

Dabei wurden 50 KI-Aktivitäten in den vier Hauptkategorien untersucht. Jede KI-Aktivität wurde dann hinsichtlich ihres Umsetzungsstatus mit 1 Punkt (nicht absehbar) bis 5 Punkte (bereits umgesetzt) bewertet.

Seit nunmehr 17 Jahren vergibt der Club der Gesundheitswirtschaft (cdgw) den Zukunftspreis. Die Jury, die den Preisträger final auswählt, besteht aus dem cdgw-Präsidium, der cdgw-Geschäftsführung sowie Oliver Fock als Vertreter des Medienpartners kma.

Quelle: Alexandra Heeser (Freie Autorin) 2024. Thieme