Rund um die Uhr – Am Uniklinikum Tübingen kocht jetzt ein Roboter

Beschäftigte und Gäste des Uniklinikums Tübingen werden neuerdings von einem Küchenroboter bekocht. Das Angebot soll vor allem den Schichtarbeitenden helfen – aber die Verantwortlichen denken schon weiter.

Der neue Kochroboter im Universitätsklinikum Tübingen kann bis zu 150 Gerichte pro Stunde produzieren.

Einmal bitte Erdnuss-Udon-Stir-Fry. Ein paar Klicks auf dem Touchscreen, schon greifen zwei Arme nach verschiedenen Metallschüsseln, in die rohe, kleingeschnittene Möhrenstifte sowie Pak-Choi purzeln. Die Schüsseln werden auf Kochfeldern platziert. Nudeln kochen, das Gemüse wird angebraten, und wenige Minuten später wird das asiatische Gericht in einer Mehrwegschüssel serviert – von einem Kochroboter.

Für Mitarbeitende und Gäste des Universitätsklinikums Tübingen ist das jetzt Alltag. Seit Ende Mai steht eine Roboter-Küche des Hamburger Start-ups GoodBytz im Gesundheitszentrum (GZT) und versorgt sie mit warmem Essen. Täglich stehen fünf Gerichte zur Auswahl, viele davon pflanzenbasiert. 

Das ist besonders für unsere Beschäftigten im Schichtbetrieb und im Wochenenddienst interessant.

Roboterarme platzieren die Kochschüsseln auf Kochfeldern.

Der Roboter ist ein rund zwei Meter hoher und vier Meter breiter Quader aus Glas und Metall, den das Klinikum von GoodBytz geleast hat. „Jetzt besteht die Möglichkeit, auch außerhalb der Öffnungszeiten der zwei Betriebsrestaurants und der sechs Cafeterien ein frisches und warmes Essen zu bekommen“, sagt Dr. Tobias Anton Schneider, Leiter des Geschäftsbereichs Betrieb und Logistik am Universitätsklinikum: „Das ist besonders für unsere Beschäftigten im Schichtbetrieb und im Wochenenddienst interessant.“

Bis zu 150 Gerichte pro Stunde

Der Kochroboter kann bis zu 150 Gerichte pro Stunde produzieren. Zunächst sei er bis in den Abend hinein in Betrieb, perspektivisch rund um die Uhr, so das Klinikum. Bis auf einige Snackautomaten mussten sich Mitarbeitende außerhalb der Öffnungszeiten bislang selbst versorgen.

Der Standort im Speisesaal des GZT ist bewusst gewählt. In dem Gebäude ist auch ein ambulantes Rehazentrum untergebracht, das täglich etwa 120 Patienten besuchen. Sie sollen ab Juli ebenfalls über den Kochroboter ein Mittagessen bekommen, so das Klinikum weiter. Bislang werden sie über die Cafeteria versorgt. Zudem sollen Gäste des Hotels profitieren, das im achten Stockwerk des Gesundheitszentrums untergebracht ist. Und mittelfristig sei angedacht, auch Gäste aus weiteren ambulanten Rehas auf dem Klinikgelände sowie Patienten aus Tageskliniken über den Kochroboter zu versorgen.

 

Die Roboterküche ist eine Antwort auf die Realität der Arbeitswelt von heute.

Den Geschmack der Gerichte hat GoodBytz in einer Ghost-Kitchen in Hamburg getestet.

„Die Roboterküche ist eine Antwort auf die Realität der Arbeitswelt von heute. Sie hilft uns, in Zeiten des Fachkräftemangels Lücken zu schließen“, sagt Renato Salvatore, Geschäftsführer von Sodexo Deutschland. Der Caterer betreibt die sechs Cafeterien auf dem Klinikgelände sowie die Snackautomaten. Arbeitsplätze würden durch den Roboter nicht abgebaut, betont Tobias Anton Schneider. In den Cafeterien und Betriebsrestaurants lange Öffnungszeiten anzubieten oder Stellen als Koch, Köchin oder Servicemitarbeitende zu besetzen, sei derzeit schwierig: „Hier unterstützt uns die neue Technologie mit automatisierten Prozessen.“

Der Kochroboter hat den Angaben zufolge immer fünf Gerichte im Angebot, die zwischen sechs Euro und 8,70 Euro kosten. Manche wechseln täglich, manche wöchentlich. Angeboten werden Gerichte der asiatischen (z. B. Tandoori Chicken, Kichererbsen-Erdnuss-Curry), deutschen (z. B. Linsen mit Spätzle, Hühnerfrikassee) und italienischen Küche (z. B. verschiedene Nudelgerichte). Zudem stehen Street-Food-Speisen (z. B. Döner- oder Currywurst-Gerichte) sowie Salate auf der Karte. Mindestens eines der Gerichte am Tag ist rein pflanzlich.

Die Roboterküche soll perspektivisch rund um die Uhr in Betrieb sein.

Das Gemüse für die Gerichte komme von einem in der Region ansässigen Lieferanten, erklärt das Klinikum. Dabei werde auf Saisonalität geachtet, so dass die Gerichte im Vergleich zu klassischen Speiseplänen einen reduzierten CO2-Ausstoß hätten. Serviert werde bevorzugt in Mehrwegbehältern (ReBowl, fünf Euro Pfand), die in allen Cafeterien und Kasinos zurückgegeben werden können. Töpfe und Geschirr werden komplett automatisch durch ein integriertes Waschsystem gereinigt.

Das Universitätsklinikum Tübingen und die Medizinische Fakultät haben knapp 12 000 Beschäftigte und rund 1000 Auszubildende. Das Klinikum versorgt nach eigenen Angaben jährlich rund 397 000 ambulante und rund 69 000 stationäre Patienten. 

GoodBytz

Das 2021 von Dr. Hendrik Susemihl, Kevin Deutmarg und Philipp von Stürmer gegründete Start-up GoodBytz aus Hamburg baut sogenannte Robotic-Kitchen-Assistants: Roboterarme, die vorgegebene Gerichte kochen können. Dass das Essen schmecke, sei bewiesen, so das Unternehmen: Rund ein Jahr lang führte GoodBytz in Hamburg eine Ghost-Kitchen. Dort kochte ein Roboter – was die Kunden nicht wussten. Die Rückmeldungen seien durchweg sehr positiv. Bis 2025 will das Unternehmen mehr als 100 neue Roboterküchen bauen, die perspektivisch in Restaurants, Schul- und Unternehmenskantinen, Mensen, Büros, Hotels, Krankenhäusern oder Pflegeheimen zum Einsatz kommen können.

Quelle: Universitätsklinikum Tübingen/koj